Es war ein Suppentag mit Weitblick. Dies hatte weniger damit zu tun, dass die Titterter Turnhalle als Gastort des traditionellen Suppentags der reformierten Kirche Reigoldswil-Titterten die Halle mit der schönsten Aussicht im Kanton ist, sondern viel mehr damit, dass der Fokus am Sonntag weit über die Jurahügel hinaus gerichtet war: Im Mittelpunkt stand die Situation der Christen im Sudan. Die Informationen an die gegen 200 Suppenesser kamen aus erster Hand, referierten doch mit dem holländischen Pfarrer Owe Boersma von der «mission 21» und seinem sudanesischen Berufskollegen Orozu Lohine Daky zwei Kenner der Szene. Boersma war letztmals im September im Sudan auf Dienstreise und Orozu ist Generalsekretär der aus dem Land geflüchteten Presbyterianer im nahen Kenya. Das Bild, das die beiden vom Sudan zeichneten, war zwar eher düster, aber nicht hoffnungslos: Der Sudan ist ein zweigeteiltes Land, vorwiegend muslimisch im Norden und vorwiegend christlich im Süden. Langanhaltende Bürgerkriege haben viele Christen die meisten sind Katholiken, gefolgt von Anglikanern und Presbyterianern (Reformierte)- zu Flüchtlingen gemacht. Die einen haben sich in die Umgebung der Hauptstadt Khartum, die andern(Orozu sprach von 30000 bis 40000 Flüchtlingen) in den Norden von Kenya in Sicherheit gebracht. Dort leben sie in ärmlichsten Verhältnissen. Anfang Jahr wurde nun auf Druck des Auslands ein Friedensprozess eingeleitet, den Orozu so charakterisiert: «Wir kennen nichts anderes als Krieg. Jetzt sind wir auf dem Weg zum Frieden.» Dass dieser Weg aber noch lang ist, daran liessen die beiden Referenten keinen Zweifel. So mangle es im von der Regierung bisher vernachlässigten Süden überall an Infrastruktur: Keine Teerstrassen, keine Wasserleitungen, keine Spitäler. Trotzdem strömten nun Tausende von Flüchtlingen zurück, was die UNO zu unterbinden versuche. Zuerst solle die Infrastruktur aufgebaut werden, eine Position, die Orozu teilt: «Eine unkontrollierte Rückkehr ist ein grosses Problem. Denn die Leute, die zurückkehren, sind arm und haben nichts zu verlieren, sie bringen aber auch nichts mit. Das gibt Konflikte.» Der sudanesische Pfarrer im kenyanischen Exil bleibt aber zuversichtlich: «Ich bin Optimist. Der Frieden lässt sich nicht zuletzt auch wegen des Auslands nicht rückgängig machen.» Boersma sieht auch in der Vertragsklausel, dass der momentan teilautonome Süden in sechs Jahren darüber abstimmen könne, ob er selbstständig werden wolle, eine gewisse Garantie für eine Zusammenarbeit, obwohl die Araber im Norden die Schwarzafrikaner im Süden bisher diskriminiert hätten. Denn der Süden sei fruchtbarer und berge Ölvorkommen, und deshalb wolle die Regierung diesen Landesteil keinesfalls verlieren. Und Orozu schöpft seine Zuversicht auch noch aus etwas anderem: «Sehr schön ist in Afrika, dass man verzeihen kann.» (hi)
Foto: Zum ersten Mal an einem Tittertern Suppentag teilgenommen haben (von links): Pfarrer Andreas Olbrich von der Kirchgemeinde Reigoldswil-Titterten sowie seine Berufskollegen Orozu Lohine Daky (Sudan) und Owe Boersma (Holland). Foto: Hirsbrunner