Jetzt komme ich eigentlich nicht gerne nach vorne.
Denn es geht um die Verabschiedung von Fritz Sutter. Und wir finden es natürlich alle schade, dass Fritz Sutter nach 14 Jahren aus der Kirchenpflege zurücktritt.
Ich bin gebeten worden, einige verabschiedende Worte zu sprechen.
Fritz und ich haben jetzt 11 Jahre in der Kirchenpflege zusammengearbeitet; zeitweise intensiv. Ich habe das immer als angenehm und bereichend empfunden. Darum ist es für mich schön und auch eine Ehre, dass ich dich heute verabschieden darf.
Und darum komme ich auch gerne nach vorne.
Fritz, du bist 1996 in die Kirchenpflege gewählt worden.
Ich habe ein paar rückblickende Schlaglichter zu deiner 14 Jährigen Amtszeit zusammengetragen.
Du hast damals als Vizepräsident gestartet.
Und du bist Aktuar von 2000-2010 gewesen. 11 Jahre lang hast du also Protokolle geschrieben von unseren Sitzungen und den Kirchgemeindeversammlungen. Ich habe einmal gerechnet, damit man sich ein Bild machen kann: 11 Protokolle pro Jahr für die Kirchenpflege ergeben total 121. 2 Protokolle pro Jahr für die Kirchgemeindeversammlungen ergibt total 22, das sind im Ganzen 143 Protokolle à 5 Seiten, also 605 Seiten.
An diese Seitenzahl kommen nur einzelne Klassiker und ganz dicke Schmöker der deutschen Literatur heran!
Dann habe ich mir überlegt, wie viel Zeit das alles kostet. Du hast mir dann verraten, dass das Schreiben eines Protokolls mindestens so lang geht, wie die Sitzung selbst. Wie lange geht eine Sitzung? Im Durchschnitt habe ich geschätzt 3,5 Std. Für 143 Protokolle ergibt das 5005 Stunden oder 21 Tage, beziehungsweise3 Wochen ununterbrochenes Protokollschreiben.
Ich möchte noch etwas anderes durchspielen. Du hast seit 1996, also von Anfang an, mitgeholfen die Spaghettata des Kirchgemeinde-Sonntags zu kochen. Seit 4 Jahren bist du dort Chefkoch. Pro Jahr habt ihr 20 kg Spaghetti, 18 kg Fleisch gebraucht und damit ca. 200-250 Essen gekocht. Du hast also in diesen 15 Jahren 300 kg Spaghetti und 270 kg Fleisch verkocht und im Ganzen 3750 Essen gekocht! Wenn man annimmt, dass eine Packung Spaghetti 500g wiegt, dann habt ihr bis jetzt 600 Packungen gebraucht. Wenn man annimmt, dass ca. 100 einzelne Spaghetti in einer Packung sind, dann habt ihr 60’000 einzelne Spaghettis gekocht. Wenn man annimmt, dass ein Spaghetti 30 cm lang ist und wenn man die einzelnen Spaghetti hintereinanderlegt, dann kommt man 1’800’000 cm weit, oder 18’000 m oder 18 km. Dann ist man gut und gern irgendwo in Pratteln.
Aber Fritz besteht ja nicht nur aus Zahlen und Spaghetti.
Was natürlich noch viel wichtiger ist, aber schlechter messbar und mit nackten Zahlen nicht zu fassen:
Die vielen, vielen Stunden Denkarbeit, das Brainstorming, die Diskussion in unzähligen Arbeitsgruppen-Sitzungen, die du für uns eingesetzt hast. Du hast immer an vorderster Front mitgeholfen, Projekte zu entwerfen, Pläne zu fassen, manchmal wieder zu verwerfen, manchmal zu konkretisieren.
Du hast Strategien entwickelt, Organigramme aufgestellt, Finanzen hinterfragt, bereinigt und Kontenpläne aufgestellt.
Du bist bei Personalentscheiden dabei gewesen und hast diese mitgetragen.
Du hast mitgeholfen unsere kleine, ländliche Kirchgemeinde zu gut zu positionieren im Verband der übrigen Kirchgemeinden im Baselland.
Überall bist du mit deiner logischen Denkweise, deiner klaren Kommunikation und deinem Glauben eine total wertvolle Stimme gewesen.
Du hast uns -auch durch deine Berufserfahrung- immer wieder zurückgeholt auf den Boden der Realität.
Und wir sind immer gut beraten gewesen, wenn wir auf dich gehört haben.
Du wirst uns fehlen.
Da kommt mir das Bild eines Leuchtturmes in den Sinn. Der gibt einem nachts eine Richtung. Aber der leuchtet nicht permanent. Fritz hat auch nicht permanent geredet. Aber ein Leuchtturm sendet in einer bestimmten Abfolge Signale. Und diese Abfolge ist charakteristisch für einen bestimmten Leuchtturm irgendwo auf der Welt. Damit es nicht zu Verwechslungen kommt.
Du bist mir oft wie ein Leuchtturm vorgekommen: du bist uns in deiner einzigartigen Art eine Orientierungshilfe gewesen. Du hast ein Licht gesetzt hast und uns eine Richtung vorgelegt.
Ich möchte dir im Namen der Kirchenpflege und im Namen von uns allen ganz herzlich danken.
Für deine Arbeit, deine Engagement, deine fröhliche Art, deine Kollegialität und deine Konstanz in unserem Gremium.
Wir sind froh um dich gewesen. Du wirst uns fehlen.
Wir lassen dich aber auch mit gutem Mut gehen und wünschen dir Gottes Segen und alles Gute für deine Zukunft.
Stefan Lehmann, ehemaliger Präsident der Kirchenpflege