Mit einem Brainstorming über die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der eigenen Kirchgemeinde eröffneten Roland Plattner und Karl Bolli, die beiden Co-Präsidenten der Kirchenpflege, die Tagung. Diese nuancierte Selbsteinschätzung (SWOT-Analyse) war eine Vorbereitung auf die Evaluation durch die Visitationskommission, die den Kirchgemeinden des Kantons Baselland bevorsteht.
Nach einer Besinnung auf die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus der Gefangenschaft in Ägypten und die mühevolle Wanderung nach Kanaan, in deren Verlauf Gott sich Moses in einem brennenden Dornbusch offenbarte (Ex. 2,23 bis 4,18), bat Christian Bühler die Teammitglieder, den eigenen Standort im Leben und im Verhältnis zum Göttlichen im Erlebnisraum dieser Geschichte zu positionieren. Ein Johannisbeerstrauch diente dabei als bildlich-konkretes Zentrum des Sitzungszimmers und als Bezugspunkt der eigenen Befindlichkeit. Durch dieses aufschlussreiche Experiment ergaben sich tiefe Einblicke in die eigene Lebenssituation wie auch in die Selbsteinschätzung der Teammitglieder.
Inspirierend war auch die nächste Aufgabe, die in Kleingruppen zu lösen war: Anhand der Seligpreisungen in Matth. 5, 3-11 sollten sich alle überlegen, wie die Kirchgemeinde sein – oder werden – sollte. So wurde nach dem Ist-Zustand auch die wünschenswerte Zukunft der Kirchgemeinde ins Blickfeld genommen. Auf das gemeinsamen Mittagessen folgte eine gruppendynamische Übung: Die Teammitglieder wurden aufgefordert, gemeinsam einen vollständigen, sinnvollen, grammatikalisch korrekten Satz zu bilden, wobei jede Person genau ein Wort äußern durfte. Dies war schwieriger, als zu vermuten war, und gelang nur mit Anpassungsfähigkeit an überraschende Situationen und ständiger Rücksichtnahme auf die anderen Mitglieder des Teams. Mit der Stoppuhr in der Hand verschärfte der Leiter den Zeitdruck, um fühlbar zu machen, wie die Einzelnen auf Stress reagieren, und dazu anzuregen, bei der Aufgabenverteilung im Team zu berücksichtigen, dass nicht alle in gleichem Masse stressresistent sind und unter Druck die Leistung noch zu steigern vermögen.
Im abschließenden Teil der Retraite wurden mögliche Schwerpunktthemen der Kirchgemeinde für die kommende Zwei- oder Dreijahresperiode zusammengetragen. Dabei erhielt das Rahmenthema Frieden (Frieden durch Offenheit, eine liberale Grundhaltung und Gewaltlosigkeit) am meisten Unterstützung. Alle überlegten sich, wie dieses Thema in den unterschiedlichen Ressorts, für die das Pfarrteam und die Kirchenpflegemitglieder zuständig sind, zur Geltung gebracht werden könnte. Dabei wurde eine Vielfalt von Vorschlägen und Plänen gemacht für Veranstaltungen der nächsten Jahre in der Kirchgemeinde Reigoldswil-Titterten wie auch in Zusammenarbeit mit den benachbarten Kirchgemeinden (3 K). So werden die Ergebnisse der Klausurtagung allen, die sich an kirchlichen Aktivitäten beteiligen, zugute kommen.
Es dürfte deutlich geworden sein, dass die Klausurtagung überaus ertragreich und inspirierend war. Karl Bolli bedankte sich im Namen des Pfarrteams und der ganzen Kirchenpflege bei Christian Bühler für die umsichtige, kluge Planung und Leitung des Beisammenseins. Der anschließende Ausflug der Kirchenpflege führte unter sachkundiger Leitung durch Remo Frey in das Industriemuseum des Waldenburgertals (IMW), das sich in Niederdorf befindet. Die hochinteressante Objektsammlung mit stark auf die Region bezogenen technik- und industriegeschichtlichen Exponaten kann von Interessierten auf Anfrage hin besichtigt werden. Dankbar für die hervorragende Führung durch die reichhaltige Ausstellung, begaben sich die Mitglieder der Kirchenpflege zum gemeinsamen Abendessen, mit dem das Beisammensein in gemütlicher Atmosphäre ausklang.