Orgelbauer sind nicht nur Meister im handwerklichen Umgang mit Holz und Metallen, sondern überdies hoch spezialisierte Ingenieure, ja Universalkünstler. Die Revision der Kirchenorgel von Titterten wurde von der Kirchenpflege Herrn Michael Klahre anvertraut, der in Basel eine eigene Orgelbauwerkstatt führt und unsere beiden Kirchenorgeln auch in Zukunft zusammen mit seinem Mitarbeiter Achim Reichmann pflegen und nachstimmen wird.
Warum war in Titterten eine Orgelrevision fällig? Die Titterter Orgel ist 1972/73 von Ulrich Wetter (Muttenz) erbaut und 1998 ein erstes Mal revidiert worden. Sie verfügt über ein Manual, dem fünf Register zugeordnet sind, und ein Pedal, das (durch Senkung eines Fußhebels) mit dem Manual gekoppelt werden kann. Hinzu kommt ein Sechzehnfußregister für das Pedal. Leider wurden manche Pfeifen unsorgfältig behandelt, was eine Verschlechterung der Klangqualität zur Folge hatte. In den letzten Jahren konnten im Gottesdienst nur noch drei der sechs Register problemlos eingesetzt werden. Damit konnte man zwar Choräle begleiten und auch sonst allerlei Musikstücke spielen. Aber es gab kaum Abwechslung, keine klanglichen Alternativen.
Bei der Revision wurden die drei kaum brauchbaren Register verbessert: Der allzu schwache Pommer 16’ wurde etwas verstärkt, das schrille Einfußregister etwas zurückgenommen, vor allem in den höchsten Tonlagen. Jetzt verleiht es dem Plenum Glanzeffekte. Am besten zu hören ist die Verbesserung des Praestant 4’ (der auch Prinzipal genannt wird). Seine Pfeifen stehen ganz vorne, als sogenannte Prospektpfeifen in der Frontreihe (lateinisch “praestare” bedeutet vorne stehen resp. hervorragen) und klingen kräftig und markant. Der Praestant muss aber auch gut zu allen übrigen Registern passen. Der Praestant 4’, wurde bei der Revision neu intoniert, denn er klang so grell und unschön, dass er im Gottesdienst nicht verwendbar war. Dank der Neuintonierung dieses so wichtigen Registers mischt sich der Praestant 4′ vorzüglich mit dem Holzgedackt 8’ und der Rohrflöte 4’. Wenn man jetzt mehrere Register wählt – was im Gottesdienst fast immer erforderlich ist – , ergibt sich eine harmonische, für das Ohr erfreuliche Klangfülle und ein charaktervolles Klangfarbengemisch.
Außer der Verbesserung der Klangfarbe mehrerer Register wurden noch zahlreiche andere kleinere und größere Verbesserungen vorgenommen. Ferner wurde die Orgel sorgfältig gestimmt. Nun klingt sie schöner als je zuvor. Gut gebaute und gepflegte Pfeifenorgeln kann man hundert oder mehr Jahre lang verwenden. So können auch unsere Urenkelinnen und Urenkel noch daran Freude haben. Wir wollen Sorge tragen zu unseren wertvollen Kirchenorgeln, damit sie auch in Zukunft zum Lob Gottes und zur Freude unseres Herzens wundervoll erklingen.