Das Ensemble experimentiert gerne, wie Jonathan Pesek (Violoncello) betonte, und liebt es, Überraschungen zu präsentieren. So wurden beide Teile des Konzertes mit kaum bekannten Stücken von Louis-Antoine Dornel und Joseph Bodin de Boismortier eröffnet. Anfangs gab es beim Zusammenspiel leichte Inkongruenzen, doch fand das Team rasch zur gewohnten Hochform. Von Georg Philipp Telemann hatte das Ensemble die eher selten aufgeführte, wunderschöne Sonata in e-moll (TWV 44: 5) für vier Violinen, Bratsche, Cello, Bassgeige und Cembalo ausgewählt. Mit ergreifender Intensität wurden die beiden langsamen Sätze, das besinnliche Adagio und das leidenschaftliche Grave, gestaltet; in den schnellen Sätzen brillierten die Musizierenden demgegenüber mit tänzerischer Leichtigkeit: con fuoco e brio.
Besonders eindrucksvoll wirkte auch das Concerto grosso (Op. 7, Nr. 11) von Giuseppe Valentini, in dem die Violinen einander das virtuose Leitthema zuspielen und es an die übrigen Musizierenden weiterreichen. Dass die besten Werke des Römers Valentini denen seines venezianischen Zeitgenossen Vivaldi nahe stehen, konnten die Anwesenden unmittelbar hören und überprüfen, da als abschließender Höhepunkt das Concerto con quatro Violini e Violoncello obligato (Op. 3, no. 10, RV 580) von Antonio Vivaldi dargeboten wurde. Wer die beiden Konzerte der Pizzicanti in der Kirche von Reigoldswil miterlebt hat, wird in Zukunft nach Gelegenheiten Ausschau halten, dieses hervorragende Ensemble aufs Neue hören zu können!