Der erste Teil des Konzertabends umfasste kürzere Werke aus dem 20. Jahrhundert sowie der Barockzeit. Im zweiten Teil folgte die Kantate von Max Drischner (1891-1971) über die Weihnachtsgeschichte. Der erste Teil des Konzertes wurde von Judith Romer durch ein Orgelsolo von Max Reger (Op. 135a, Nr. 16) eingeleitet, der zweite Teil durch das Choralvorspiel zu „Es ist ein Ros entsprungen“ von Max Drischner. Dank vortrefflicher Registrierung gewann die Organistin den Werken überraschende Klangnuancierungen ab.
Im Mittelpunkt des Adventskonzertes standen die Beiträge des Chors, der con fuoco singt: von innerem Feuer beseelt. Das Blockflöten-Ensemble Rahel Baltensberger-Mattmüller, Clara Bonk, Annegret Schaub und Eva Thommen bot instrumentale Zwischenspiele dar, die zu den musikalischen Höhepunkten gehörten. Neben dem Chor hatte auch die Altistin Barbara Frey eine Hauptrolle inne: Sie sang die Rezitative – in Drischners Kantate Passagen aus der biblischen Erzählung über die Nacht, in der Christus geboren wurde – mit großer Ausdruckskraft. Sogar in hohen Tonlagen, die ihr in J.S. Bachs Arie „Bereite dich, Zion“ aus BWV 249, Teil 1, noch hörbar Mühe bereitet hatten, erklang ihre Stimme markant und mit glockenartigem Timbre. Musikalisch widerhallen in den Rezitativen einige Echos aus Balladen Bertolt Brechts in der Vertonung durch den „Arbeiterdichter“ Hanns Eisler. So ergeben sich reizvolle Kontrasteffekte zum vertrauten biblischen Sprachduktus: Handelt es sich um musikalische Hinweise auf die soziale Sprengkraft (früh-)christlichen Denkens und Lebens?
Drischners Weihnachtskantate ist 1944 in Brieg (bei Breslau) entstanden und – kurz vor der Flucht großer Bevölkerungsgruppen aus Schlesien – dort uraufgeführt worden. Ulrike Noffke führte nicht nur als Chordirigentin, sondern auch mittels kurzer Erläuterungen durch das reichhaltige Konzertprogramm. Dabei hob sie Parallelen zur aktuellen Flüchtlingsproblematik hervor. Der ganze Konzertabend stand unter dem weihnächtlichen Motto „Frieden auf Erden“, das einen leuchtenden Kontrapunkt bildet zu der Kriegsnot und der Vertreibung in den zeitlich und geographisch weit voneinander entfernten Regionen, die im Adventskonzert musikalisch berührt wurden. Begeisterter Applaus und kunstvolle Blumengebinde belohnten die Mitwirkenden für ihren großen Einsatz.